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Die ULC fordert grundlegende Reform des Finanzwesens (01/09)

Die noch nicht überstandene Bankenkrise hat gezeigt, dass freie und ungezügelte Marktwirtschaft in Anarchie ausartet.

Die Verbraucher fragen sich mit Recht, warum eine Reihe von Kapitalanlageprodukten welche insbesonders von amerikanischen Banken erfunden wurden, zu einem weltweiten finanziellen Fiasko geführt haben? Warum wurden diese Banken bei der Verbreitung ihrer mit hohem Risiko behafteten Produkte nicht gestoppt? Warum haben die Verantwortlichen der Bankenaufsichten nicht reagiert obwohl anerkannte Wirtschaftsspezialisten verschiedener Universitäten bereits vor Jahren vor dem Zusammenbruch gewarnt haben? Die Antworten auf diese Fragen werden uns die Verantwortlichen wohl für immer schuldig bleiben. Fest steht, dass den Bankenaufsichten weltweit ein Armutszeugnis ausgestellt werden muss.
Die eigentliche Ursache der Misere liegt in der Haftbeschränkung von Kapitalgesellschaften und der fehlenden Haftung höchstbezahlter Manager, respektive in dem Umstand, dass nicht auf das persönliche Eigentum der Inhaber solcher Gesellschaften zurückgegriffen werden kann. Diese Haftbeschränkung führt in der Regel zu einer systematischen Vernachlässigung der Risiken fehlender Katastrophenszenarien. Anstatt sichere Produkte mit überschaubarem Gewinn auf den Markt zu bringen, werden extrem risikobehaftete Produkte mit hohem Gewinn aber auch ungleich höheren Verlustmöglichkeiten angeboten. Dieses Investmentbanking verlässt das Terrain der Seriosität und wird zum Casino-Kapitalismus. Hinzu kommt, dass die Rating-Agenturen kläglich versagt haben. Sie haben nicht rechtzeitig gewarnt und ihre übertrieben positiven Bonitätsbewertungen erst zurückgenommen, als es gar nicht mehr anders möglich war.
Die ULC fordert eine grundlegende Reform des Banken- und Finanzsystems:
  • Von den Banken erfundene verbriefte Risikopakete mit einer Kaskade verschachtelter Rechtsansprüche, an deren Ende irgendwo Investitionsprojekte stehen, dürfen nicht mehr zugelassen werden. es handelt sich um Produkte, bei deren Bewertung offensichtlich selbst die gut bezahlten Bankenkontrolleure überfordert waren. Die Anlageprodukte müssen transparenter und einfacher werden. Güte, Qualität und Risiko müssen von den Käufern beim Kaufakt vollständig erkennbar sein. Anbieter dürfen nicht mehr in der Lage sein, die mangelnde Information der Käufer zu Lasten der Qualität auszunutzen.
  • Ein Autobauer der einen neuen Pkw auf den Markt bringt, muss dieses Produkt strengen Kontrollen unterwerfen ehe er eine Strassenzulassung bekommt. Lebensmittel werden kontrolliert um die Verbraucher vor gesundheitlichen Folgen zu schützen. Es gibt Gesetze zur Produktsicherheit sowie strenge und auch funktionierende Kontrollmechanismen.
Dies muss auch bei Geldanlageprodukten in Zukunft möglich sein. Solche Produkte müssen ein strenges Zertifizierungsverfahren durchlaufen welches vom Staat zu definieren ist. Die Rating-Agenturen müssen ebenfalls einer strengen staatlichen Kontrolle unterworfen werden.
  • Die Bankenaufsichten müssen dahingehend reformiert werden, dass sie eine echte und vertrauensschaffende Zertifizierung von Bankprodukten garantieren können.
  • Die Politik muss weltweit die gesetzliche Haftungsbeschränkung der Kapitalgesellschaften neu definieren durch Schaffung strenger Mindestanforderungen bei verschiedenen Geschäftstypen der Banken. Insbesondere die USA müssen sich endlich an internationalen Vereinbarungen zur Harmonisierung der Bankenaufsicht beteiligen.
  • Europa braucht ein einheitliches System der Finanzaufsicht. Die Investmentbanken, die Hedgefonds und die Private Equity Gesellschaften müssen den gleichen strengen Regeln unterworfen werden wie die Geschäftsbanken. Letztendlich sind Haftungsbeschränkungen bei Hypotheken und vergleichbaren Immobilienkrediten aufzuheben.

Der Vorstand der ULC

19/01/2009