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Einige Gedanken zum Einkaufen in Luxemburg (11/08)

Sind die Konsumenten unmündig und urteilsunfähig? So oder ähnlich könnte man es annehmen, liest man die Reaktionen verschiedener Geschäftsleute zu Leserbriefen in den luxemburgischen Tageszeitungen.
Eines sei vorweg ganz klar und deutlich unterstrichen, um zu vermeiden, dass eine Welle der Empörung ausbricht. Der Luxemburger Konsumentenschutz unterstützt voll und ganz die Interessen des Luxemburger Handels und möchte ebenfalls, dass die Verbraucher ihre Einkäufe, wenn nur möglich beim hiesigen Handel tätigen. Auch hat die ULC von Anfang an ganz deutlich die Maßnahmen der Regierung, die auf der Basis der Tripartitevereinbarung vom 28. April 2006 beruhen, begrüßt, durch die dem Handel mit 5 Millionen Euro Steuergeldern unter die Arme gegriffen wird, um sich für die Großregion fit und flott, sprich konkurrenzfähig zu machen. Dadurch konnten einige positive Aktionen und Werbungskampagnen in die Wege geleitet werden, die denn auch bereits ihre ersten Früchte tragen.
Aber verschiedene Reaktionen von einigen Geschäftsinhabern lassen uns in letzter Zeit aufhorchen und die wir so nicht im Raume stehen lassen können. Denn kurz vor dem Weihnachtsgeschäft und den Feiertagen am Jahresende, wo trotz Finanzkrise wieder der alljährliche Konsumrausch ausbrechen wird, sei vermerkt, dass der Konsument sehr wohl ein feines Gespür hat, wo er seine Einkäufe am besten tätigen kann, wo er eine freundliche, hilfsbereite und fachkundige Beratung bekommt und dazu der Preis und die Qualität noch stimmen. Der Konsument bringt seine Enttäuschung nicht nur auf rein emotionaler Ebene zum Ausdruck, sondern sein Ärger basiert schon auf den im Lebensalltag gemachten konkreten Erfahrungen.
Übrigens haben schon manche Konsumenten in Leserbriefen auch positive Erfahrungen mit der luxemburgischen Geschäftswelt zum Ausdruck gebracht. Also stimmt das pauschale Urteil verschiedener Geschäftsleute nicht, dass der Konsument hier alles schlecht  und in der Grenzregion alles gut sehe.
A propos freundliche, hilfsbereite und fachkundige Beratung: nicht nur von den unmündigen und urteilsunfähigen Verbrauchern wurde festgestellt, dass so manches in diesem Bereich im Argen liegt und verbesserungsfähig ist, sondern  langsam aber sicher reift auch bei der Geschäftswelt selbst der Gedanke, dass massiv in die Aus- und Weiterbildung investiert werden muss und vielleicht neue Wege zu beschreiten sind.
Die Geschäftswelt hat Recht wenn sie sagt, dass man  nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann. Sowohl laut Wirtschaftsministerium als auch laut Handelskonföderation selbst, gibt es nur einige hundert identische Produkte, die man zwischen der Grenzregion und Luxemburg vergleichen kann. Für den Konsumenten zählt aber nun mal und vor allem das Preis- Leistungsverhältnis. Der Verbraucher hat ein sehr gesundes Urteilsvermögen und es braucht schon eine gehörige Portion Arroganz und Überheblichkeit um dem Konsumenten zu unterstellen, dass er über kein korrektes und objektives Urteilsvermögen verfüge.
Die Geschäfte liegen falsch und müssten zuerst den Beweis liefern, dass die Verbraucher nur auf rein emotionaler Ebene reagieren und unbelegte Aussagen verbreiten. Diesen Beweis blieben die hiesigen Geschäfte bisher schuldig. Sie müssten schon wissenschaftlich untermauerte Preisvergleiche vorlegen, um ihre Aussagen zu stützen.
Zum Thema Einkommensvergleiche des Personals äußern wir uns nicht und überlassen dies den Gewerkschaften, die zu unseren Trägerorganisationen gehören.
Mit seinen Aussagen leistet sich der Handel selbst einen Bärendienst, und trägt höchstens mit dazu bei, dass noch mehr Konsumenten der hiesigen Geschäftswelt den Rücken zuwenden und ihre Einkäufe im nahen Grenzgebiet tätigen. Dies ist jedenfalls nicht die feine englische Art mit den Konsumenten umzugehen. Kooperation statt Konfrontation heißt das Schlagwort.
Die ULC wird in den kommenden Monaten ihre Preisvergleiche in Luxemburg und in der Grenzregion intensivieren, um die Konsumenten in Zukunft noch besser zu informieren, wo sie welchen Artikel am preisgünstigsten erhalten.
Wenn alle Parteien, also Geschäftswelt, Politik, Medien und Konsumentenschutz an einem Strang ziehen, wird der Luxemburger Handel auch für die zukünftigen Herausforderungen in der Großregion bestens gerüstet sein. Der Luxemburger Handel hat starke Trümpfe in der Hand, um sich in der Großregion positionieren zu können und braucht auch in dieser Hinsicht die verstärkte Konkurrenz nicht zu fürchten.

Nico Hoffmann
Generalsekretär der ULC

01/11/2008