Formamid in Puzzel-Teppichen für Kinder : ULC fordert verbessertes europäisches Warnsystem


Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben die EU-Behörden die gefährlichen Kinderspielteppiche, die mit den Weichmacher Formamid belastet sind, noch nicht zurückgerufen. Formamid wird in der Industrie als Löse- und Reduktionsmittel eingesetzt und kann Fehlbildungen beim Embryo hervorrufen.
In Luxemburg hat das „Institut Luxembourgeois de la Normalisation, de l’Accréditation, de la Sécurité et qualité des produits et services“ durch ministeriellen Beschluss vom 17. Dezember 2010 die Importateure und Händler aufgefordert, Formamid verseuchte Produkte nicht mehr zum Verkauf anzubieten. Der Beschluss erfolgte erst, nachdem die zuständigen nationalen Behörden in Belgien und Frankreich ähnliche Entscheidungen getroffen hatten.
Selbst die Boulevardpresse warnt seit langem vor der Schädlichkeit von Chemiestoffen wie Formamid. Nach Bisphenol-A in Babyschnullern, Dimethyl-Fumarat in Schuhen oder toxischem Gas in LCD-Fernsehern, synthetischen Farbstoffen in Plüschtieren, unterstreicht dieser Fall erneut, wie schädlich verschiedene industrielle Chemieprodukte sind.
Die ULC kritisiert erneut, dass die Verbote gesundheitsgefährdender Güter zu spät erfolgen und meist nur auf nationaler Ebene. Auf europäischer Ebene werden EU-weite Rückrufaktionen vermieden, die Industrielobby lässt grüßen.
Die ULC bedauert, dass die Interessen der Industrie und des Handels vor dem Gesundheitsschutz der Verbraucher stehen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Bürger, beziehungsweise Verbraucher Europas im Mittelpunkt der Interessen der europäischen Instanzen stehen.
Daher fordert die ULC zum wiederholten Mal, dass die nationale Aufsichtsbehörde bei ersten konkreten Hinweisen schneller aktiv wird und gefährliche Produkte vom Markt nimmt. Auf europäischer Ebene fordert die ULC eine konsequentere Benutzung des europäischen Frühwarnsystems (RAPEX), eine zusätzliche Verschärfung der Zulassungsprozeduren für Chemiestoffe in Gebrauchsgütern und vermehrte Kontrollen beim Import von Auslandsprodukten. Die Verbraucherinteressen müssen endlich Vorrang haben.
Howald, den 21.12.2010