Der Kunde ist König, aber nicht für die Banken !


Wie nicht anders zu erwarten war, stand anlässlich der ULC-Generalversammlung Anfang vergangenen Monats unsere Protestaktion gegen die permanenten Erhöhungen der Bank- und Postgebühren sowie die Schließung verschiedener Bank- und Postfilialen, im Mittelpunkt des Geschehens.

Über 9.500 Unterschriften hat die ULC bisher gegen die unsoziale und unverantwortliche Gebührenpolitik der Banken und der Post gesammelt. Ein beachtlicher Erfolg. Danke an die tausenden Konsumenten, die ohne zu zögern diese Petitionsaktion unterschrieben haben.

Da wir in diesem Beitrags leider nicht mehr im Detail auf die einzelnen Gebührenerhöhungen eingehen können, haben wir aber ein besonders frappantes Beispiel herausgegriffen: sogenannte inaktive Konten werden mit einer „Strafgebühr“ von 117.- Euros belegt, was man durchaus als unerhört bezeichnen muss.

Erschreckend und in höchstem Masse skandalös ist die Reaktion seitens des Finanzsektors. Der Finanzsektor ist zurzeit keineswegs einsichtig. Es zählen nur wirtschaftliche Überlegungen, der Kunde ist zur Nebensache geworden.

Hier wird nur aufgrund der niedrigen Zinsen, der vielfältigen Regeln aus Brüssel, der Digitalisierung, der Steuern, der Rentabilität usw. argumentiert. Erschreckend die Erkenntnis der ULC, dass für den König, also den Kunden, kein Wort und kein Respekt mehr übrig bleibt. Seltsamerweise waren aber anlässlich der in den vergangenen Monaten veröffentlichten Bilanzen der Banken, fast überall erstaunliche Nettogewinne zu vermerken, trotz niedriger Zinsen.

Die ULC hat vor allem für die älteren Mitbürger sowie für Kunden mit eingeschränkter Mobilität, mehr Entgegenkommen gefordert. Wenigstens die Basisoperationen an den Schaltern müssen zu vergünstigten Bedingungen beziehungsweise gratis getätigt werden können. Erschreckend die Tatsache, dass man Gebühren zahlen muss, um an sein eigenes Geld zu gelangen, womit doch die Banken über Jahrzehnte florierende Geschäfte machen.

Weiter prangert die ULC die undurchsichtige Kommunikationspolitik des Finanzsektors an. Hier wird ganz bewusst nicht mit offenen Karten gespielt, um eben durch die Hintertür weiterhin so viel wie möglich Gebühren abzuzocken. Darum fordert die ULC die Banken auf, endlich eine transparentere, und für jedermann verständliche und klare Kommunikationspolitik zu betreiben.

Die ULC hat den zuständigen Finanzminister sowie den Postminister aufgefordert, ihren Einfluss bei den Vertretern des Staates in den Verwaltungsräten wahrzunehmen, um in dem Sinne zu intervenieren, dass die Gebühren wieder drastisch zurück gefahren werden. Die Post und die Sparkasse gehören zu 100% dem Staat, sind also sozusagen die zwei letzten „luxemburgischen Banken“. Es waren aber vor allem diese beiden Banken, welche die Gebühren in der Vergangenheit am meisten herauf geschraubt haben, wo man doch gerade von diesen eine sozialere und zivilere Verantwortung hätte erwarten können.

Die ULC wird den Bankensektor und die Politik weiterhin mit der unsozialen Gebührenpolitik konfrontieren. Etliche Unterredungen sind angefragt, beziehungsweise haben bereits stattgefunden. Leider haben aber bisher nur sehr wenige vom Volk gewählte Politiker resp. Parteien auf unsere Kampagne reagiert. Denn Sie, die verantwortlichen Politiker, sind ebenfalls gefordert, der unsozialen Gebührenpolitik des Finanzsektors ein Ende zu setzen.

Warum nicht eine gesetzliche Regelung verabschieden, wo die Basisoperationen, wie z.B. Geldabhebungen, Einzahlungen und Überweisungen an den Schaltern, zumindest bis zu einer gewissen Anzahl gratis sein müssten. Durch die derzeitige Gebührenpolitik ist die Bevölkerung gespalten. Einerseits diejenigen, die mit Online Banking und Bankomaten umgehen können und andererseits diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer ihre Bankgeschäfte lieber an den Schaltern tätigen wollen resp. müssen.

Als einen ersten Schritt des guten Willens, müssten zumindest für die älteren Kunden und diejenigen mit eingeschränkter Mobilität, die Basisoperationen an den Schaltern gratis angeboten und für alle Kunden die Gebühren drastisch zurück gefahren, sowie klare und verständliche „Packages“ angeboten werden.

Durch die Schließungen der Bank- und Postfilialen werden die Wartezeiten an den Schaltern immer größer. Eine ganz gezielte und bewusste Entscheidung, um die Kunden zum Online-Banking zu zwingen. Weitere Schließungen werden folgen.

Aber die allerwenigsten verantwortlichen Politiker haben bisher dazu ein Wort geäußert. Fast keine Reaktion. Fragt sich nur welchen Interessen sie zu dienen haben? Das Sprichwort vom König Kunde stimmt schon lange nicht mehr. Der Kunde ist das schwächste Glied in der Kette. Darum müsste er besonders geschützt werden.

Das „Image“ des Bankensektors ist stark ramponiert. Aber ob dies die Damen und Herren in den Chefetagen wohl stört, diese Frage kann sich jeder selbst beantworten?!

Heute sind es die Gebühren an den Schaltern und bei den Überweisungen, morgen werden die Online Benutzer zur Kasse gebeten und übermorgen kommt es zum bargeldlosen Verkehr und der gläserne Mensch ist perfekt. Darum muss unsere Aktion und Mobilisierung weitergehen.

Nico Hoffmann
Präsident der ULC