L'actualité ULC


Vorwort : Ist Geiz wirklich geil?(02/08)

CE TEXTE EST SEULEMENT DISPONIBLE EN ALLEMAND.

In einem rezenten Aufruf hatte die ULC die Konsumenten dazu aufgefordert preisbewusster einzukaufen und sich damit aktiv an der Bekämpfung der Inflation zu beteiligen. Wir wollen diesen Aufruf gegen die Preistreiberei keineswegs mit diesem Aufsatz entkräften. Vielmehr geht es uns um ein anderes Phänomen das auf die Dauer ebenfalls eine große Schädlichkeit haben kann. Angesichts der Tatsache, dass die ULC der für die Konsumentenfragen zuständige Dachverband ist erlaubt uns dieses explosive Thema anzugehen.
In den letzten Jahren hat sich das Konsumverhalten vieler Verbraucher stark verändert. Während ein Teil der Konsumenten bereit ist ohne Gegenwehr zu hohe Preise zu bezahlen,  wurden mehr und mehr Verbraucher zu Schnäppchenjägern und zu Billigsteinkäufern. Dies oft unabhängig von ihrer sozialen - und Einkommenssituation. Oft werden dabei die Nebenkosten, wie etwa die Transportkosten die von der Fahrt zum Billigeinkauf anfallen nicht berücksichtigt. Ein großer Teil dieser Konsumenten kauft heute auch bedenkenlos grenzüberschreitend ein.
In vielen Fällen wurden sie vom Spruch „Geiz ist geil“ inspiriert. Auf den ersten Blick scheint dieser Spruch zutreffend zu sein. Unterstellt wird dabei, nicht nur, dass der Konsument dieselbe Ware oder Dienstleistung billiger einkaufen kann als bei anderen Anbietern, sondern dieses Verhalten auch längerfristig in seinem eigenen Interesse wäre. Ob der Kunde dabei immer in der Lage ist z.B. die Gleichwertigkeit verschiedener Angebote, die Qualität der erstandenen Güter und Dienstleistungen wirklich zu bewerten, ist häufig mehr als fraglich. Dies gilt u.a. auch für die gesundheitlichen Auswirkungen, für die Handhabung, vor allem aber auch für die sozialen Auswirkungen seiner Kaufentscheidungen.
Bedenklich ist, wenn Konsumenten die in einem Land wie Luxemburg mit vergleichsweise vertretbaren Lohn- und Sozialbedingungen arbeiten und leben, diesen Trend auf Kosten der Beschäftigten der Konkurrenz im eigenen Land einfach mitmachen.
Der Spruch „Geiz ist geil“ wurde nicht von den üblichen Spaßmachern und Sprücheklopfern in die Welt gesetzt. In Wirklichkeit ist dieser Spruch Teil eines Geschäftsmodells das darauf angelegt ist, sich auf Kosten der „Schwächsten“ zu bereichern. Sicher gibt es, in dem Land aus dem der Spruch stammt, Menschen die auf Grund der verfahrenen Wirtschafts- und Sozialentwicklung nur über ein Einkommen verfügen, das zu leben zu niedrig und zum sterben zu hoch ist. Diese Menschen sind kaum dazu in der Lage sich über die verheerenden Auswirkungen ihrer Einkaufsentscheidungen Sorgen zu Machen.
Sie können auf Grund der eigenen ausweglosen Lage selten darauf Rücksicht nehmen, dass die konkurrenzlos „Billigen“ dies nur sein können, weil sie, wie mehrfach bewiesen, nicht davor zurückschrecken Menschen für einen Niedrigstlohn von 3, 4 oder 5 €/Stunde zu beschäftigen. Dass diese Ausbeuter darüber hinaus ihren Beschäftigten oft bezahlten Urlaub und Krankenversicherung vorenthalten, sind ebenfalls längst bewiesene Tatsachen.
Diese Beschäftigungspraxis ist unannehmbar weil der Lohnfaktor Mensch erpressbar. Das eigentlich Gefährliche daran ist, dass längerfristig ein immer höherer Anteil von Menschen in diesen Strudel gerät. D.h. dass das Lohn- und Sozialgefüge systematisch von unten herauf ausgehöhlt wird.
Die Zahl der Menschen die von ihrer Arbeit nicht leben können und auf öffentliche Unterstützung auf Kosten der Allgemeinheit angewiesen nimmt ständig zu, während die Profitmacher immer reicher werden.
Auf die Dauer werden die Auswirkungen sich in einer Welt, in der die Zahl der regulären Arbeitsplätze abnimmt und damit die Zahl der Menschen die nicht von ihrem Arbeitslohn leben können steigt, sich nicht auf die heute betroffenen Wirtschaftszweige beschränken. Die Gefahr besteht, dass dieser Sog nach unten auf andere Sektore bis hin zum öffentlichen Sektor übergreift.
Auch Landesgrenzen dürften in einer globalisierten Welt längerfristig nicht vor dieser Entwicklung schützen.
Die Verlierer dieser Entwicklung werden auf die Dauer diejenigen sein, die auf den Lohn ihrer Arbeit angewiesen sind um ihr Leben zu bestreiten, ebenso wie die Betriebe die ihre Beschäftigten fair behandeln. So gesehen ist Geiz das genaue Gegenteil von geil!
An dieser Entwicklung sollten Konsumenten aus Luxemburg sich nicht mitschuldig machen.

Mario Castegnaro
ULC Präsident

 

01/02/2008