ULC fordert reale Stärkung der Kaufkraft und niedrigere Lebensmittelpreise


Die Verbraucher in Luxemburg haben im vergangenen Jahr trotz Indexierung und Steuerkredit an Kaufkraft eingebüßt. Laut Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der deutschen Hans-Böckler-Stiftung sind die Reallöhne in Luxemburg 2022 nämlich um 2,6 Prozent gesunken. Damit steht Luxemburg zwar besser da als viele andere europäischen Staaten – im EU-Mittel beträgt der Rückgang vier Prozent –, ein Grund zur Freude ist das aber nicht – vor allem auch, weil sich die Luxemburger Regierung immer wieder gerne den Erhalt beziehungsweise die Stärkung der Kaufkraft der Verbraucher auf die Fahne schreibt.

Als einen der Gründe für die schrumpfenden Reallöhne nennt das WSI die Tatsache, „dass Unternehmen ihre Preise stärker angehoben haben, als dies aufgrund gestiegener Kosten eigentlich notwendig gewesen wäre“. Eine Feststellung, die im besonderen Maße auf den Lebensmittelbereich zutrifft, da hier die Preise trotz deutlich gesunkener Energiekosten weiter in die Höhe schießen.

Denn auch wenn die Inflation in Luxemburg seit Jahresbeginn stetig zurückgeht – aktuell liegt die Inflationsrate bei 3,2 Prozent –, steigen die Lebensmittelpreise seit Oktober 2021 scheinbar unaufhaltsam weiter. Im Monatsvergleich haben sie laut der nationalen Statistikbehörde Statec jüngst noch einmal um 0,2 Prozent zugelegt. Im Jahresvergleich steht gar ein Plus von 11,4 Prozent zu Buche.

„Man wird das Gefühl nicht los, dass die Lebensmittelindustrie, allen voran die Supermärkte, auf Kosten der Verbraucher profitieren. Dass die Konsumenten in Luxemburg im vergangenen Jahr EU-weit am meisten für Lebensmittel zahlen mussten, ist definitiv keine gute Werbung für unser Land“, so ULC-Präsident Nico Hoffmann.

„Durch die ständigen Preissteigerungen wird die Wirkung von Indextranchen und Steuerkrediten geradezu aufgefressen. Daher fordert die ULC von der künftigen Regierung mit Nachdruck eine rasche und vollständige Anpassung der Steuertabelle an die Inflation, aber auch eine Wiedereinführung des Office des prix beziehungsweise verstärkte Preiskontrollen“.

Die Regierung könnte in Zwischenzeit ähnlich wie Frankreich Lebensmittel-Preissenkungen einfordern. Im Kampf gegen die Inflation sollen bei unseren französischen Nachbarn 75 große Lebensmittelunternehmen auf Druck der Regierung die Preise für hunderte Produkte senken. 39 Unternehmen sind der Aufforderung von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bereits gefolgt und haben Preisreduzierungen zwischen fünf und sieben Prozent in Aussicht gestellt. Weitere Unternehmen sollen in den kommenden Wochen folgen.

Eine Maßnahme, von der die Verbraucher auch in Luxemburg definitiv mehr profitieren würden als von der am 1. Januar in Kraft getretenen – zeitlich begrenzten – Mehrwertsteuersenkung, von der bekanntlich unter anderem die Lebensmittel ausgeschlossen sind. Die ULC hatte die Wirksamkeit der TVA-Reduzierung bereits in einer Pressemitteilung vom 29. November 2022 in Frage gestellt und wurde diesbezüglich jüngst vom Statec bestätigt. Die Inflation wurde durch die teure Maßnahme – im Staatsbudget sind dafür immerhin 317 Millionen Euro vorgesehen – laut Statec nur minimal gebremst, während die Verbraucher davon so gut wie gar nichts spüren.

Mitgeteilt von der ULC am 26. Juli 2023