Verbraucher in Europa haben klare Erwartungen und Anforderungen an digitale Zahlungsmethoden – insbesondere im Hinblick auf den geplanten digitalen Euro. Dabei stehen Nutzerfreundlichkeit, Sicherheit, Kostenfreiheit und Datenschutz im Vordergrund. Das zeigt eine repräsentative Studie vom Europäischen Verbraucherverband (BEUC), Euroconsumers und International Consumer Research & Testing (ICRT).
„Der digitale Euro kann eine große Chance für den europäischen Zahlungsverkehr sein, um sich unabhängiger von außereuropäischen Zahlungsanbietern zu machen“, sagt Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin beim deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband. Das gelinge allerdings nur, wenn er von Verbrauchern angenommen werde. „Dafür muss ein digitaler Euro einfach nutzbar sein, sicher und verlässlich gestaltet werden.“
Sicherheit, Verlässlichkeit und Nutzbarkeit stehen im Vordergrund
In der eingangs genannten repräsentativen Online-Befragung* in zehn Euro-Ländern gaben die Befragten an, dass eine neue digitale Zahlungsmethode sicher und verlässlich (55 Prozent), einfach zu nutzen (53 Prozent) und niedrige oder keine Gebühren haben (49 Prozent) sollte.
„Ein digitaler Euro muss von allen Verbraucherinnen und Verbrauchern kostengünstig in der gesamten Eurozone online wie offline problemlos genutzt werden können – und ein hohes Datenschutzniveau ermöglichen“, sagt Mohn. „Er sollte damit als Ergänzung wichtige Eigenschaften von Bargeld ins Digitale übertragen, um echte Vorteile zu bieten.“
Die Befragungsergebnisse im Überblick
• 58 Prozent der Erwachsenen und 49 Prozent der Jugendlichen haben schon vom digitalen Euro gehört, aber nur elf Prozent bzw. neun Prozent fühlen sich gut informiert.
• Mehr als die Hälfte der befragten europäischen Verbraucher, die in den letzten 12 Monaten eine digitale Zahlungsmethode genutzt haben, ist der Meinung, dass die wichtigsten Aspekte bestehender digitaler Zahlungsmethoden die einfache Nutzung (58 Prozent) und die Sicherheit (56 Prozent) sind. Niedrige oder keine Gebühren (34 Prozent), Datenschutz (33 Prozent) und schnelle Bezahlvorgänge (32 Prozent) stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste.
• Wenn eine neue digitale Zahlungsmethode eingeführt würde, sollte sie laut den befragten Verbrauchern sicher und zuverlässig (55 Prozent), einfach zu bedienen (53 Prozent) und mit sehr geringen oder gar keinen Gebühren (49 Prozent) verbunden sein. Außerdem sollte sie die Möglichkeit bieten, im Falle von Betrug oder Scams problemlos eine Rückerstattung zu erhalten (44 Prozent), den Schutz personenbezogener Daten gewährleisten (42 Prozent) und überall akzeptiert werden (36 Prozent).
• Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent), die digitale Zahlungsmethoden nutzen, haben bereits Schwierigkeiten bei digitalen Zahlungen erlebt – von technischen Fehlern über Sicherheitsbedenken bis hin zu mangelnden Kenntnissen. Gleichzeitig haben 46 Prozent der Jugendlichen und 39 Prozent der Erwachsenen einem Freund oder Familienmitglied bei einer digitalen Zahlung geholfen.
• 82 Prozent der Erwachsenen und 77 Prozent der Jugendlichen geben an, dass sie zumindest etwas besorgt sind, Opfer von Cyberangriffen oder Online-Betrug zu werden.
• Mehr als vier von zehn der jugendlichen Nutzer (47 Prozent) und 42 Prozent der erwachsenen Befragten haben kein Problem damit, personenbezogene Daten zur Betrugsbekämpfung und zur Bekämpfung von Geldwäsche weiterzugeben. Gleichzeitig ist die Bereitschaft, Daten für kommerzielle Zwecke weiterzugeben, geringer und nimmt mit zunehmendem Alter ab.
• Mehr als acht von zehn Befragten sind der Meinung, dass digitale Zahlungen für Verbraucher kostenlos sein sollten (87 Prozent). Darüber hinaus sind 85 Prozent der Meinung, dass alle Verbraucher Zugang zu einem kostenlosen Basiskonto haben sollten. 88 Prozent sind der Ansicht, dass jedes Bankkonto eine kostenlose Zahlungskarte beinhalten sollte.
• Die Unterstützung für die weitgehende Akzeptanz von Bargeld ist nach wie vor sehr groß (85 Prozent). 46 Prozent der Jugendlichen und 52 Prozent der Erwachsenen befürchten, dass sie in Zukunft nicht mehr die Möglichkeit haben werden, zwischen verschiedenen Zahlungsmethoden zu wählen.
„Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass die Verbraucher vom digitalen Euro vor allem erwarten, dass er sicher, benutzerfreundlich und kostenlos ist. Ein digitaler Euro wird für Verbraucher attraktiv sein, wenn er einfach zu verwenden ist, auch für diejenigen, die derzeit Schwierigkeiten mit digitalen Zahlungen haben, wenn er einen starken Schutz vor Betrug einschließlich guter Rückerstattungsrechte bietet und wenn grundlegende Dienstleistungen wie eine Zahlungskarte kostenlos angeboten werden“, so BEUC-Generaldirektor Agustín Reyna. „Die Umfrage zeigt zudem deutlich, dass Verbraucher Bargeld als Zahlungsmittel sehr schätzen, das auch in Zukunft als Alternative zu digitalen Zahlungen angeboten werden sollte. Unsere Umfrage zeigt, dass junge Verbraucher zu den stärksten Befürwortern von Bargeld gehören“, so Reyna weiter.
 
Hintergrund
Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich aktuell in der Vorbereitungsphase des digitalen Euro, die im November 2023 begonnen hat und bis Ende Oktober 2025 abgeschlossen sein sollte – bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (17. Oktober) lief die Vorbereitungsphase noch. Noch vor Jahresende soll der EZB-Rat entscheiden, ob der digitale Euro in die nächste Phase geht (Vorbereitungsphase II).
Über eine Einführung kann erst nach Abschluss des EU-Gesetzgebungsverfahrens entschieden werden – also nachdem EU-Kommission, Parlament und Rat eine Gesetzesgrundlage für einen digitalen Euro geschaffen haben. Falls der digitale Euro grünes Licht erhält, dürfte der Pilotstart frühestens 2027 erfolgen. Eine breitere Nutzung durch Bürger und Unternehmen dürfte wohl nicht vor 2028 erfolgen.
Aus Expertensicht müssen Rat und Parlament unter anderem beim Schutz der Privatsphäre beim Kommissionsvorschlag nachbessern. Die Vorgaben zur Inklusion für Zahlungsdienstleister und die Rolle und Ressourcen für öffentliche Stellen müssen ebenfalls konkretisiert werden.
* Der Europäische Verbraucherverband (BEUC), Euroconsumers und International Consumer Research & Testing (ICRT) haben insgesamt 10.227 Internetnutzer befragt (darunter 1.539 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren).
 
                     
            